Treibhausgase: Trotzdem richtig gut leben

Jeder deutsche Bürger erzeugt innerhalb eines Jahres durchschnittlich 12 Tonnen Treibhausgase. Wenn die Menschheit das zwei-Grad-Ziel von Paris erreichen will, muss der Pro-Kopf-Ausstoß bis zum Jahr 2030 auf etwa zwei Tonnen sinken. Ein ambitioniertes Ziel, das ganz schön abschreckend wirkt, denn es bedeutet Verzicht und Umstellen von Lebensgewohnheiten. Die gute Nachricht: Viele kleine Verbesserungen sind leicht umzusetzen, in der Summe reduzieren sie den Treibhausgas-Fußabdruck schon ganz erheblich. Einen Versuch ist es wert.  

Was sind Treibhausgase?

Wenn vom Klimawandel die Rede ist, fällt immer der Begriff Kohlendioxid, CO2. Es  ist in großen Mengen in der Atmosphäre enthalten, aber nicht das einzige Treibhausgas. Insgesamt werden sieben verschiedene Klimagase unterschieden, die teilweise sehr viel mehr zum Treibhauseffekt beitragen als CO2.  Methan (CH4) entsteht, wenn organische Materialien unter Luftabschluss verrotten. Es entsteht durch natürliche Prozesse, aber auch in der Abfall- und Abwasserwirtschaft oder der chemischen Industrie. Weil Methan rund  25-mal so schädlich ist wie CO2, hat es erheblichen Anteil an der Klimagas-Schadbilanz. Das durch Massentierhaltung und Düngemittel entstehende Lachgas (N2O) kommt zwar nur in winzigen Mengen in die Atmosphäre, ist aber 298-mal so schädlich wie CO2. Zu diesen Dreien kommen noch vier fluoridierte Kohlenwasserstoffverbindungen in sehr kleinen Mengen. Sie entstehen durch industrielle Prozesse und werden in Sprühdosen, als Kühlmittel, im Schallschutz oder zum Feuerlöschen eingesetzt. Ihre schädliche Wirkung ist noch vielfach höher als die von Lachgas. Um die Wirkung dieser Treibhausgase mit einem Maß erfassen zu können, wird der Ausstoß jedes Klimagases mit seinem Schädlichkeitsfaktor multipliziert und anschließend zur Menge an Kohlendioxid addiert. Die so errechnete Zahl ist das Kohlendioxid-Äquivalent, oft als CO2-equiv abgekürzt.  Wenn in den Nachrichten von Kohlendioxid-Mengen die Rede ist, dann ist dieses CO2-equiv gemeint.

Wie sieht mein eigener Treibhausgas-Fußabdruck aus?

Oben war von 12 Tonnen Kohlendioxid die Rede, die jeder Deutsche im Jahr in die Atmosphäre freisetzt. Hinter diesem Mittelwert steckt eine große Schwankungsbreite. Manch einer ist nur für vier Tonnen verantwortlich, andere sogar für 25 Tonnen. Die Menge der emittierten Treibhausgase hängt direkt mit unserem Lebensstil zusammen. Ganz einfach gesagt: Wer auf großem Fuß lebt, tut das auf Kosten der Menschheit. Wer viel konsumiert, viel reist, lange Wege mit dem Auto zurücklegt, Auto, Kleidung und Möbel oft ersetzt, hat ziemlich sicher einen überdurchschnittlichen Treibhausgas-Fußabdruck. Glücklicherweise sind 87 % der Deutschen bereit, etwas zur Eindämmung der CO2-Flut zu tun. Wer zu diesen 87 % gehört, kann den ganz persönlichen Treibhausgas-Fußabdruck mit einem Klimabilanz-Rechner bestimmen. Ich habe einige ausprobiert und finde den Rechner des Umwelt-Bundesamtes handlich und möchte ihn deswegen empfehlen. 

 

Wie senke ich mit meinen Treibhausgas-Fußabdruck?

Mein eigener Test hat knapp 9 Tonnen CO2 ergeben. Das ist zumindest unter dem Durchschnitt. Immerhin bin ich  seit zehn Jahren nicht mehr geflogen und fahre als Home Office-Arbeiterin beruflich nur wenig mit dem Auto, das mit knapp 6 Litern einen moderaten Verbrauch hat. Auch die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach unseres Hauses macht sich bemerkbar. Dagegen sind unsere Stromkosten überdurchschnittlich hoch, weil wir in unserem Haus nicht nur leben, sondern auch arbeiten. Die Ölheizung ist dank der guten Dämmung unseres Hauses gerade noch vertretbar. Ein weiterer Minuspunkt ist das elektrisch erzeugte Warmwasser.

Seit Anfang dieses Jahres konnten wir unseren Fleischkonsum auf etwa ein Drittel senken. Negativ ist  meine Affinität zu technischen Neuerungen. Bei Möbeln ist das anders. Viele sind aufgearbeitete alte Weichholzmöbel. Die neue Spülmaschine hat einen geringen Wasser- und Stromverbrauch. Umfragen im Freundeskreis haben ergeben, dass dieser Hersteller sehr haltbare Geräte liefert. Mit etwas Glück hält das neue Teil 20 Jahre, was sich schon wegen der Treibhausgase im Produktionsprozess eine gute Sache ist. 


Spielraum nutzen

Treibhausgase reduzieren kann ich vor allem bei den vielen kleinen Strecken, die ich mit dem Auto zurücklege. Durch das Zusammenlegen von Besorgungsfahrten könnte ich meine Jahresfahrleistung um 3000 Kilometer senken. Dadurch puste ich 556 kg weniger Treibhausgase in die Luft. Beim Stromverbrauch im Haushalt haben wir schon eine ganze Menge erreicht und über ein Drittel eingespart. Das waren zwar lauter kleine Maßnahmen, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch ordentlich Mist. Wir wollen in Zukunft verstärkt auf Obst und Gemüse aus Spanien, tropische Früchte (Flugmangos gehen gar nicht) und lange Fahrten zu entfernten Bio- und Unverpackt-Läden verzichten. Glücklicherweise haben wir im Bergbereich von Königswinter ein breites Angebot an Obsthöfen, Bauernmetzgereien und klimaschonend arbeitenden Fleischern. Diesen Spielraum werden wir in Zukunft reichlich ausnutzen.

 

Wo finde ich Anregungen fürs Treibhausgas-Sparen?

Inzwischen gibt es sogar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen reichlich Sendungen zum Thema Klimaschutz. Sendungen wie Markt (WDR) oder Marktcheck (SWR) haben schon einige wertvolle Berichte gebracht, die auf den Internetseiten der Sender abrufbar sind. Viele wertvolle Tipps lassen sich auf der Seite von Dr. Johannes Hengstenberg finden. Seine gemeinnützige Beratungsgesellschaft O2Online berät auch die Bundesregierung. Dort hole ich mir Tipps vor dem Austausch von Elektrogeräten oder für die demnächst anstehende neue Heizung. Zeitschriften wie Ökotest liefern ebenfalls viele Tipps, die auch im Internet zu finden sind. Aber auch in der allgemeinen Presse gibt es immer wieder gute Beiträge. So hatte ich Anfang des Jahres bei Zeit Online einen Artikel zur Planetary Health Diet gefunden. Der war so gut, dass ich gleich einen Weltretter-Selbstversuch gestartet habe. Aber das ist Stoff für einen eigenen Beitrag. 

 

Das Ziel ist noch weit weg, aber die Sache ist in Bewegung 

Genau genommen wissen wir spätestens seit den 1970er Jahren, dass unser Lebensstil die Zukunft von Mutter Erde bedroht. Also auch unsere Lebensgrundlage. Seit Mitte der 1990er Jahre nimmt das Thema in der gesellschaftlichen Debatte Fahrt auf. Aus Gesprächen mit Nachbarn und Bekannten habe ich inzwischen den Eindruck gewonnen, dass Wille und Bereitschaft zum Handeln überall vorhanden sind. Ausnahmen gibt es immer und sie werden auch erhalten bleiben. Aber die folgende Grafik zeigt, dass schon viel passiert ist. Nach dem Test sehe ich klarer: Da geht noch einiges!

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Klimawende Treibhausgase

Rita Seidel, Königswinter

Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Digitalisierung, in der Freizeit am liebsten im eigenen Garten und in Bewegung. Ich habe viel übrig für Fridays for Future und suche nach Lösungen für das Klimadesaster, die wirkungsvoll und praktikabel sind. Ich will dazu beitragen, uns und nachfolgenden Generationen die Lebensbasis zu sichern. Denn wir haben nur eine Erde. Und jede Menge Gründe, sie zu erhalten. 

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