Unser täglich Fleisch

Wir konsumieren enorme Mengen Fleisch, das ist schlecht für das Klima. Denn die Produktion von Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch erzeugt große Mengen an Methan und CO2. Diese Klimagase richten in der Atmosphäre großen Schaden an. Nicht Kuh & Co sind an den schlechten Klimawerten schuld, schuld ist einzig und allein die industrielle Tiererzeugung.

Fleisch ist ein fester Bestandteil der Ernährung, auf den die meisten Menschen nicht verzichten möchten. Weil in Fleisch viel sättigendes Eiweiß steckt, ist das gut verständlich. Es geht nicht darum alle Welt zu Veganern zu machen. Aber da die industrielle Tierhaltung für 7 % des  Ausstoßes an Klimagasen verantwortlich ist, muss etwas passieren.

 

Was die Mast mit dem Fleisch macht

Die industrielle Fleischproduktion muss große Mengen an Fleisch in kürzester Zeit produzieren. Ein Huhn zum Beispiel muss in rund drei Wochen schlachtreif sein, sonst ist der Herstellungsprozess nicht wirtschaftlich. Es nur nach Würmern und Grassamen picken zu lassen, reicht da nicht aus. Bei Rind und Schwein ist das im Prinzip nicht anders. Also werden Soja, Getreide und spezielle Futtermischungen für die Mast mit Containerschiffen über den Ozean herangeschafft und mit riesigen LKW-Flotten von der Küste zu den industriellen Mastbetrieben gefahren. Das produziert jede Menge der Klimakiller Feinstaub, CO2 und NOx (Stickoxide).

Da fragt man sich, wie Schwein und Kuh vor der Erfindung von Containerschiff und Transportlogistik eigentlich gelebt haben. Die Antwort: um Längen besser! Bis in die 1960er Jahre waren natürliche, den Ansprüchen der Tiere gerechte Lebensbedingungen noch normal. Damals musste ein Haushalt allerdings auch rund 45 % des Haushaltseinkommens für Nahrungsmittel ausgeben. Heute sind es noch gerade mal 12,5 %. Von 2000 bis 2015 hat sich der Anteil der fettleibigen Personen in Deutschland übrigens ziemlich genau verdoppelt. Wenn wir es schaffen, unseren Fleischkonsum auf gut ein Viertel zu senken, wären die Mehrausgaben aufgefangen. Ganz nebenbei würde viel gegen Stoffwechselkrankheiten und Übergewicht getan.

 

Es gibt Alternativen – auch heute schon

Eine Kuh kann durchaus nur von Gras leben. Hat sie eine Weide und Zugang zu Trinkwasser, fehlt ihr nichts. Das Weideleben sorgt zudem für ausreichend Bewegung, was dem Muskelaufbau zugutekommt. Wer einmal Fleisch direkt vom Bauern bezogen hat, der hat eine Ahnung davon, wie anders solches Fleisch schmeckt. Es gibt in unserer Region einige Bauernhöfe, die nicht nur selbst aufziehen, sondern auch selbst schlachten. Der Schlachtvorgang auf dem eigenen Hof ist für die Tiere weit schonender, weil er ohne den Stress von Transport und völlig fremder Umgebung auskommt. Auch das soll sich auf den Fleischgeschmack auswirken, was aber ein bisschen schwer zu überprüfen ist. Ganz sicher aber ist die Ökobilanz dieser Haltung zumindest deutlich besser: Das Abfressen der Grasnarbe durch Rind, Schwein und Huhn regt das Gras zu mehr Wachstum an. Dabei wird der Luft CO2 entzogen und Sauerstoff produziert.

Viele Bauern füttern Getreide aus eigener Produktion zu. Das bedeutet zwar Maschineneinsatz und damit Schadstoffemissionen durch fossile Energieträger. Aber die Transportstrecken sind kurz, daher fallen sie gegenüber der Verschiffung aus Übersee so gut wie nicht ins Gewicht. Einige Bauern in UK, Frankreich und Übersee setzen inzwischen auf komplett naturnahe und teilweise völlig emissionsfreie Tierhaltung. Dass diese Tierhaltung der natürlichen Lebensweise der Tiere entspricht, kommt noch dazu. Wie das heute schon aussieht, hat 3Sat am 12. Juni im Fernsehbeitrag Unser täglich Fleisch gezeigt.

 

Hochwertiges Fleisch: Kein Interesse bei den Großbetrieben

Die industrielle Landwirtschaft wird nicht auf klimaneutrale Verfahren umstellen können, ohne sich selbst zu zerlegen. Daher werden wir nicht darauf warten können, dass sich das Angebot in unseren Geschäften zum wirklich Guten wendet, also tiergerechter Haltung und Fütterung. Wir werden uns selbst faire Angebote suchen müssen. Die gute Nachricht: es gibt sie auch in unserer Region bereits. Wir können selbst viel tun.

Übrigens: Die Politik diskutiert gerade die Einführung von Emissionszertifikaten auf alle CO2 erzeugenden Prozesse. Das wäre ein Glück für die naturnahe Fleischerzeugung! Da die industrielle Tiermast enorm viel CO2 produziert, würde sie viel Geld in den Erwerb solcher Emissionszertifikate stecken müssen. Je naturnaher und damit CO2-ärmer die Tierhaltung ist, umso geringer wären die Kosten. Damit dürften Bauern wie der im 3Sat-Beitrag beschriebene Portugiese weit billiger produzieren und echtes Bio-Fleisch deutlich günstiger angeboten werden können. Also Daumen drücken für die Emissionszertifikate, sie helfen dem Klima wirklich!

 

Lichtblicke in der Region

Beispielhafte Anbieter von regional bzw. auf dem eigenen Hof erzeugtem Fleisch (Raum Königswinter, Liste wird ergänzt):

Metzgerei Saal, Stieldorf
Landmetzgerei Klein, Oberpleis-Siefen 
Krämer’s Hof, Hennef-Westerhausen

Diese Liste führt Beispiele auf und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist privat erstellt, beruht auf persönlicher Erfahrung und hat keinen werblichen Charakter.

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Rita Seidel, Königswinter

Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Digitalisierung, in der Freizeit am liebsten im eigenen Garten und in Bewegung. Ich habe viel übrig für Fridays for Future und suche nach Lösungen für das Klimadesaster, die wirkungsvoll und praktikabel sind. Ich will dazu beitragen, uns und nachfolgenden Generationen die Lebensbasis zu sichern. Denn wir haben nur eine Erde. Und jede Menge Gründe, sie zu erhalten. 

Unser täglich Fleisch

Beitragsbild von filinecek auf Pixabay