Hochwasser – wie groß ist die Gefahr?
Schon wieder hatten wir einen sehr trockenen Sommer, den dritten in Folge. Viel zu wenig Regen im Rheinland, die Erde ist trocken wie am Mittelmeer. Heißt das, die Hochwassergefahr am Rhein ist gebannt? Nichts weniger als das. Im Gegenteil, Zahl und Schwere von Hochwasserereignissen werden in Nordwesteuropa durch den Klimawandel noch steigen, sagen aktuelle Studien.
Weil durch den Klimawandel die Temperaturen steigen, schmelzen die Polkappen ab, die Verdunstung des wärmer werdenden Meerwassers nimmt zu. Mehr Wasser in der Atmosphäre führt unweigerlich zu mehr Regen, denn an physikalischen Gesetzen führt kein Weg vorbei.
Aus Wetteraufzeichnungen lässt sich eindeutig ablesen: Heute regnet es mehr und heftiger als noch vor 100 Jahren, Tendenz weiter steigend. Weil die große Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre unweigerlich zu einer weiteren Steigerung der Temperaturen führt, wird sich das erst ändern, wenn die Emissionen von Treibhausgasen radikal gesenkt würde. Das ist aktuell nicht sicher abzusehen. Das Hochwasserriskio wird also weiter steigen. Glücklicherweise gibt es einige Stellschrauben, an denen sich drehen und das Risiko für Rheinstädte wie Königswinter abmildern lässt.
Auenflächen schützen vor Hochwasser
Bei Hochwasser nehmen die am Flussufer gelegenen Grünflächen, das so genannte Auenland, große Wassermengen auf und halten es wie ein Schwamm fest. Erst nach und nach wird es bei ablaufendem Wasser wieder abgegeben. So mildern Auenflächen die Dramatik von Hochwasserereignissen deutlich ab und senken das Überschwemmungsrisiko für Anliegerstädte. Das Rheintal ist eng, aber auch eine attraktive Wohngegend. Deswegen lag es nahe, Auenflächen am Rhein zu bebauen, was vielfach passiert ist. In den letzten Jahrzehnten sind 80 % der Auenflächen an Deutschlands Flüssen bebaut worden. Weil der Abriss von Wohngebäuden nur schwer umzusetzen, Hochwasser aber zunehmend wahrscheinlich ist, muss zumindest der restliche Bestand an Auenflächen erhalten bleiben, zum Beispiel das Sumpfweg-Areal am Königswinterer Rheinufer.
Versiegelung beschleunigt das Vordringen von Hochwasser
Bei Regen dringt das Wasser solange in den Boden ein, bis dieser gesättigt ist. Nach einer längeren Trockenperiode nimmt der Boden viel Regenwasser auf, bevor dieses unterirdisch abfließt und den Rheinpegel steigen lässt. Solange Regen- und Trockenperioden sich in kurzer Folge abwechseln, funktioniert dieser Mechanismus gut. Auf einer durch extreme Trockenheit verhärteten und vegetationslosen Erdoberfläche dagegen fließt das Wasser oberirdisch ab, was in sehr viel kürzerer Zeit zu steigenden Rheinpegeln führt. Ein leicht feuchter oder durch Graswurzeln aufgelockerter, beschatteter Erdboden dagegen wirkt wie ein Schwamm und bremst die Regenmassen.
Versiegelte Flächen lassen der Versickerung von Regenwasser keine Chance. Asphalt, Bebauung und Pflastersteine sind der reine Turbo für Hochwasser. Völlig ungebremst fließt das Wasser oberirdisch ab, ohne versickern zu können. Gullis nehmen zwar Wasser auf und führen es der Kanalisation zu. Diese ist aber nicht für steigende Regenmengen dimensioniert, so dass das Regenwasser schließlich durch die Straßen und Grünflächen bis zum Rhein abfließt. Hochwasser entsteht also zunehmend nicht nur durch steigende Flusspegel, sondern auch durch stauendes Oberflächenwasser. Kanalbau ist teuer, die zugehörige Planung langwierig. Innovative Gemeinden streuen Rinnsale geschickt in Grünflächen ein, was deutlich schneller und kostengünstig zu realisieren ist. Aber auch Hausbesitzer können einiges tun. Durch mehr Grün- und Rasenflächen statt vermeintlich pflegeleichterer Pflasterung. Laufe Keller und Wohnräume erst einmal voll, ist der Pflegeaufwand erheblich.
Hochwassergefahr in Deutschland
Die Medien berichten von Tornados und Taifunen in den USA und Fernost. Das klingt gruselig, ist aber weit weg. Wie groß ist die Hochwassergefahr für Deutschland? Anfang 2018 hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) eine Studie zur Gefährdung einzelner Regionen der Welt durch steigende Regenmengen veröffentlicht. In Deutschland ist unter anderem Baden-Württemberg besonders gefährdet. Das Rheinland ist mittelbar durch abfließendes Rheinhochwasser betroffen, hier besteht also Bedarf an mehr Hochwasserschutz. Für Deutschland wird ein Anstieg der betroffenen Bevölkerung auf das Acht- bis Vierzehnfache im Vergleich zu heute vorausgesagt. Details sind in der Studie nachzulesen, die in englischer Sprache veröffentlicht wurde.
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Rita Seidel, Königswinter
Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Digitalisierung, in der Freizeit am liebsten im eigenen Garten und in Bewegung. Ich habe viel übrig für Fridays for Future und suche nach Lösungen für das Klimadesaster, die wirkungsvoll und praktikabel sind. Ich will dazu beitragen, uns und nachfolgenden Generationen die Lebensbasis zu sichern. Denn wir haben nur eine Erde. Und jede Menge Gründe, sie zu erhalten.
Beitragsbild von KBHa auf Pixabay