Drei Gründe gegen Tomaten

Mediterranes Obst und Gemüse wie Tomaten gibt es bei uns das ganze Jahr zu kaufen. Zwar reifen einige davon im Sommer auch bei uns im Freiland, aber die meiste Zeit kommen sie aus Gewächshäusern oder werden aus dem Süden eingeführt. Die Preise sind das ganz Jahr hindurch niedrig. Dabei ist der Erzeugungsaufwand ganz schön unterschiedlich.

Frische, biologisch unbedenklich angebaute Produkte sind die Basis gesunder Ernährung. Das ist viel wert, aber nur die halbe Miete. Gut essen und mit Verstand einkaufen, muss die Devise lauten. Denn was wir im Supermarkt kaufen, wird oft unter hohen ökologischen Kosten erzeugt. Weil diese Kosten je nach Produktionsbedingungen erheblich unterschiedlich sind, ohne dass sie an der Ware erkennbar sind, soll das hier am Beispiel der Tomate erklärt werden. 

Der Preis für ein Kilo Tomaten liegt das ganze Jahr hindurch bei unter 5 Euro. Bei der Klimabilanz der wärme- und wasserbedürftigen Südfrucht sieht es dagegen schon ganz anders aus. Da machen Herkunft und Jahreszeit einen entscheidenden Unterschied, ob die gekauften Tomaten unseren ökologischen Fußabdruck belasten oder nicht.

 

Tomaten aus dem heimischen Gewächshaus

Dass Tomaten in unseren Breiten nur wenige Monate an der frischen Luft reifen, gerät beim Blick in die Supermarktregale schnell in Vergessenheit. Das ganze Jahr hindurch finden sich dort kleine, große, runde und längliche Tomaten in Hülle und Fülle. Außerhalb der Freilandsaison, also von Oktober bis Juni, wachsen sie bei uns nur in beheizten Gewächshäusern. Die Beheizung erfolgt heute immer noch vorwiegend mit fossilen Brennstoffen, Heizöl oder Gas. Damit fällt die CO2-Bilanz der Gewächshaus- gegenüber der Freilandtomate mit dem Achtzehnfachen deutlich schlechter aus. Im Moment sind in Deutschland und den Niederlanden regenerativ beheizte Gewächshäuser weiterhin rar sind, muss die Devise heißen: Wenn es Tomaten außerhalb unserer Freilandsaison sein müssen, dann lieber auf spanische Ware ausweichen. Die ist allerdings auch nicht ohne.

 

Billigware aus Spanien

Spanische Tomaten kommen vor allem aus der Region um die im südspanischen Andalusien gelegene Stadt Almeria zu uns. Dort können Tomaten das ganze Jahr wachsen, denn es ist auch im Winterhalbjahr warm genug. Viel problematischer ist die Wasserversorgung: Auch ohne den Gemüseanbau ist in Almeria das Wasser knapp. So knapp, dass durch den industriemäßigen Anbau Flüsse nahezu versiegen und der Grundwasserspiegel so stark absinkt, dass privater Anbau für Selbstversorger kaum noch möglich ist. Lassen wir den Spaniern ihr kostbares Wasser und beschränken unseren Konsum frischer Tomaten auf unsere mitteleuropäischen Produkte. Denn bei uns gibt es Wasser für den Gemüseanbau schließlich noch immer reichlich. Das das durstige Südspanien seine schmalen Wasservorräte dem wasserreichen Norden in den Rachen wirft, ist schlicht und ergreifend grotesk und sollte aufhören.

 

Tomatenanbau unter Folie

Vielfach werden Tomaten in Folien-Gewächshäusern gezogen. In der Region Almeria beispielweise  steht auf mehreren Hundert Hektar ein Folien-Gewächshaus neben dem anderen, da unter dem Foliendach ein moderates, den Wasserverbrauch schonendes Klima entsteht. Diese Folien haben eine Lebensdauer von maximal drei Jahren, da sie durch den Einfluss von Wetter und Sonne schnell reißen und unbrauchbar werden. Die ausrangierten Folien dienen Wanderarbeitern aus Nordafrika anschließend zum Bau ihrer Unterkünfte. Wenn sie auch dazu nicht mehr taugen, ist die Gefahr groß, dass sie bei der Entsorgung im nahen Meer landen, wo sie zu Mikroplastik zerfallen und in die Nahrungskette gelangen. Ob das tatsächlich so passiert, ist für uns deutsche Verbraucher nicht erkennbar. Das Risiko durch Mikroplastik ist aber so hoch, dass wir es beim Tomatenkauf bedenken sollten.

Diese drei Punkte sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Mit Tomaten wird soviel wirtschaftlicher Schindluder betrieben, dass man sie eigentlich nur noch vom Bauern kaufen oder selbst ziehen sollte – was übrigens ziemlich einfach ist.

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Rita Seidel, Königswinter

Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Digitalisierung, in der Freizeit am liebsten im eigenen Garten und in Bewegung. Ich habe viel übrig für Fridays for Future und suche nach Lösungen für das Klimadesaster, die wirkungsvoll und praktikabel sind. Ich will dazu beitragen, uns und nachfolgenden Generationen die Lebensbasis zu sichern. Denn wir haben nur eine Erde. Und jede Menge Gründe, sie zu erhalten. 

Drei Gründe gegen Tomaten

Beitragsbild von Trần Anh auf Pixabay