Müll. Überall Müll.

Seit 1990 sind die Treibhausgas-Emissionen durch die Abfallwirtschaft deutlich zurückgegangen, und zwar um rund zwei Drittel. Das ist richtig viel. Andere Branchen sind da deutlich schlechter: Die Automobilindustrie zum Beispiel hat in demselben Zeitraum so gut wie nichts zur Reduzierung der Treibhausgase beigetragen, trotz erheblicher technischer Weiterentwicklungen. Weil Müll auch Rohstoff ist, gehört er ins Recycling. Das funktioniert aber nur, wenn wir unseren Müll in die Tonne werfen statt in die Landschaft. Aber auch nicht recyclingfähiger Restmüll ist wertvoll, denn er taugt immer noch zur Energieerzeugung.  

Mülleimer sind nie weit, spätestens an Ruhebänken oder Bushaltestellen findet sich der nächste. Und trotzdem ist es offenbar schwer, das bisschen Disziplin aufzubringen, leere Kippen, Kaffeebecher, und Kaugummiverpackungen bis dahin zu tragen statt sie in die Landschaft zu entsorgen. Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, sieht live und in Farbe, was so rumliegt an den Straßen und Wegen. Diese Mengen an Müll sind die ultimative Spaßbremse. Hat man sich einmal eingesehen auf das ganze Zeug, lässt der Spaß am Grün deutlich nach.

Ich wollte es genau wissen und habe meine ganz persönliche Cleanup-Aktion gestartet. Auf einer meiner Spazierrunden wollte ich ein paar Abschnitte systematisch entmüllen. Ein kleiner Beitrag gegen den Plastikmüll-Wahnsinn, aber ein großer Beitrag für mehr Spaß bei meinen Runden.

 

Meine Cleanup-Aktion

Eine gut 14 km lange Strecke in Königswinter-Berg hatte ich mir dafür ausgesucht. Sie führt von Uthweiler über Thelenbitze, Westerhausen, Söven, Blankenbach und Niederbuchholz. Auf dieser Strecke komme ich im Schnitt alle zwei Kilometer an städtischen Mülleimern vorbei, die regelmäßig geleert werden. Und trotzdem habe ich auf dieser Runde sechs volle große Einkaufstüten mit Kleinmüll, zwei Stofftaschen voll Pfand-Zeug und ein Haufen größerer Einzelteile eingesammelt, die locker zwei Schubkarrenladungen ergeben. Eine Pferdeleine, mehrere Radzierkappen, Berge von Glasflaschen, ein Handtuch oder eine halbe Motorradtankverkleidung fällt einem nicht wie ein zerknülltes Papiertaschentuch aus der Jackentasche. Nein, dieser Kram gehört nicht in die Landschaft.

 

Die unglaublichsten Müll-Fundstücke

Bei einigen meiner Fundstücke kam ich ins Grübeln. Ein komplettes und durchaus noch scharfes Sägeblatt könnte versehentlich von der Ladefläche gerutscht sein, sowas kann passieren. Die Pferdeleine dagegen fällt nicht einfach so vom Halfter. Wie kann man eine voll funktionsfähige Pferdeleine verlieren? In Uthweiler hing monatelang eine Warnweste am Baum. Sowas bleibt nach einem Unfall vielleicht mal liegen. Aber trotz des gut sichtbaren Platzierung hat sie offenbar niemand vermisst, so dass sie schließlich vom Wind verweht in tausend Stücke ging. Bei den Glascontainern am Hammelsberg habe ich einen Fahrradschlüssel gefunden.  Mit dem Rad zum Container, Rad abgeschlossen, Glas entsorgt und dann das Rad nachhause getragen?

 

Kleiner Müll, Riesenproblem

Solche großen Teile lassen sich leicht entsorgen, wenn man will. Anders sieht das aus bei all dem kleinen Scheiß: Bonbonpapierchen, geschredderte Kaffeebecher und Zigarettenkippen liegen überall. Versteckt im Gras und so winzig, dass sie nur schwer einzusammeln sind. Aber dieses Zeug hat es in sich. Licht und Luft zerbröseln es mit der Zeit in winzige Stückchen. Aus Plastikmüll wird Kleinteiliges, aus Kleinteilen Mikroplastik, aus Mikroplastik immer kleinere Partikel, die auf den Wiesen und Äckern und Weiden landen – und dann in unseren Einkaufswagen, auf unseren Tellern und in unseren Mägen. Da hilft auch kein Bio-Label mehr.

Eine Zigarettenkippe ist schnell mal weggeschnippt. Deswegen wundert es mich nicht , dass ich sie in Massen gefunden habe. Allen Zigarettenkippen-Wegschnippern möchte ich eines zu bedenken geben: Unter dem Papier steckt eine schwer verrottbare watteähnliche Zellfasersubstanz, die Schwermetalle und anderes ungesundes Zeugs enthalten. Und immer noch genug Gift, um rund 40 Liter Grundwasser zu verseuchen. Die Fasern sind mit Flammschutzmitteln behandelt, damit der Raucher vor seinem eigenen Feuerchen geschützt wird. Chemikalien, mit denen die Umwelt schwer fertig wird. Kippen in die Natur zu werfen ist gnadenlos gedankenlos, denn das Aufheben ist zehnmal mehr Arbeit als sie in die nächste Tonne zu entsorgen. 

 

Recycling richtig machen: Der Mülltrenn-Test

Was gehört in welche Tonne? Testen Sie Ihre Mülltrenn-Kompetenz: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-08/muelltrennung-gelber-sack-infografik

Hier geht es zum deutschlandweiten Testergebnis: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-08/muelltrennung-gelber-sack-infografik

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Müll. Überall Müll.

Andreas Seidel, Königswinter

Mobiler Krankenpfleger von Beruf, in der Freizeit am liebsten draußen. Mit Sport und meinem Bonsai-Garten verbringe ich viel Zeit, wenn ich nicht arbeite. Daneben ist mir ein einfaches, aber gutes Leben wichtig, das unsere Erde schont und sie für die nächsten Generationen erhält.

Beitragsbild: privat